Usbekistan
Buchara wie 1001 Nacht
Hier ist es wie Tag und Nacht. Alle lächeln, sind freundlich, hilfsbereit. Ich fühle mich sofort wieder wohl. Ein Luxenburger mit einem Golf überquert zur gleichen Zeit wie ich die Grenze. Er erzählt mir, dass er mit dem Auto bis nach Kirgistan fährt, es dort verschenkt, mit dem Zug über die Grenze nach China und die letzten 1000 km bis Beijing mit dem Fahrrad!! Bin ich froh, dass ich meinen Landrover habe. Kurz hinter uns folgt ein holländisches Paar mit Fahrräder, welche von Holland nach China fahren. Solche Abenteurer trifft man unterwegs!!!
In einer Stunde fahre ich nach Buchara. Bei dieser Hitze finde ich es unmöglich zu campen, ich frage schon gar nicht mehr und nehme mir ein Zimmer in einem kleinen B&B Hotel mit schönem Innenhof. Duschen, Nachtessen ein Bier und schlafen.
Mann!! solche Fahrten gehen an die Substanz!
Am Morgen, es ist etwas bewölkt, beginne ich meine Rundtour beim Ark. Auf einem 4 ha grossen und 16 bis 20 m hohen, künstlich aufgeschütteten Hügel, erhebt sich mitten in der Stadt eine eigene Stadt. Einstiger Regierungssitz und Palast der Herrscher von Buchara. Im 1920 soll der italienische Uhrmacher, Giovanni Orlando, im Auftrag von Emir Nasrullah eine grosse Uhr gebaut haben um kurz darauf wegen einer Bagatelle exekutiert zu werden!
Das Mausoleum der Samaniden aus gebrannten, unglasierten Ziegeln mit verschiedenen Ziegelformen gebaut. Wunderschön schlicht.
Madrese Nadir Diwan-Begi
Ursprünglich war sie als Karawanserei gebaut worden, später wurde sie zu einer theologischen Hochschule.
Im Hintergrund am Ufer des Bassins das Chanaka Nadir Diwan-Begi
Das Minarett Kalan, fast 50 m hoher Turm. Von hier aus wurden die Gläubigen zum Gebet gerufen.
Bis ins 20 Jh. wurden hier, die zum Tode Verurteilten, in einen Sack gesteckt und vom Minarett runtergeworfen!!
Die Moschee Kalan. Die Kuppel, welche alle anderen Gebäude der Stadt überragt ist mit lichtblauen Kacheln geschmückt. Am liebsten würde ich diese Kacheln berühren, spüren.
Die Medrese Mir-e Arab von der Moschee Kalan aus gesehen.
Die Medrese-e Arab
Als ich dieses märchenhafte Gebäude zum ersten Mal sehe, kommen mir fast die Tränen so schön sind die Farben und Formen. So muss es in 1001 Nacht sein!!
Nach dem Nachtessen besuche ich noch einmal diesen Ort. Jetzt reflektiert sich der Mond in einer Kuppel und mit der Beleuchtung der Madrese bekommt der ganze Ort ein mysthisches Aussehen. Es ist fast noch schöner als am Tag.
Verschiedenes
Neben mir im Internet sitzt ein junger Deutscher, welcher seit 5 Jahren in Scuol arbeitet. (1 Stunde von mir zu Hause) Wieder muss ich sagen: wie klein doch die Welt ist!! Er ist mit einem Freund mit dem Fahrrad unterwegs und sie möchten auch über Tajikistan nach Kirgistan!
4 km vom Centrum befindet sich der Palast des letzten regierenden Emirs aus Buchara. Setare-je Mah-e Chase, angeblich der Ort wo“Mond und Sterne einander begegnen“. (Nur schon wegen dieser Aussage besuche ich diesen Palast:)
Buchara – Samarkand
Die Fahrt nach Samarkand ist abwechslungsreich. Bäume säumen die Strasse. Felder und Obstplantagen. Vor jeder Tankstelle gibt es einen Blumengarten, meistens mit schönen Rosen.
Samarkand ist im Gegensatz zu Buchara eine moderne Stadt mit grossen Alleen und verschiedenen Parks. Natürlich hat es auch Fabriken und eintönige Wohnsilos. Aber der Besuch dieser Stadt soll, laut Reiseführer, der Höhepunkt jeder Zentralasien-Reise sein. Dies ist auch der Ort in dem die Märchen aus „1001 Nacht“ ihren Anfang nehmen. So schön, ich liebe diese Märchen und lasse mich einfach überraschen!
Im B&B Furkat nehme ich mir ein Zimmer. Den Landrover kann ich im Hof vor der Reception parkieren.
Da ich so zentral liege, kann ich die meisten Baudenkmäler zu Fuss erreichen. Noch am Abend lasse ich den Rigestan Platz mit seinen wunderschönen 3 Madresen einfach auf mich einwirken.
Madrese Schir-dar (Tigerhaus)
Hier treffe ich eine Schweizerin, Anna, und ein Paar aus Tschechien. Wir verabreden uns für den nächsten Tag zu einer Stadtbesichtigung mit Guide.
In der Nacht ist es sehr heiß. (ich weiss, dass ihr in der Schweiz 14 Grad hattet!!!!) Ich stelle die Klimaanlage ein, welche einen Höllenlärm macht. Nach kurzer Zeit beruhigt sie sich und ich bin kurz vor dem einschlafen, da höre ich Tropfgeräusche. Die Klimaanlage tropft, der Vorhang ist ganz nass und es tropft auf den Teppich. Also Klimaanlage aus und Gefäss darunter stellen. Ich öffne die Zimmertüre gegen den Innenhof, kühle Luft kommt herein und ich kann endlich schlafen.
Ein freundlicher Guide führt uns den ganzen Tag herum und erklärt auf interessante Weise die Gebäude und ihre Geschichte.
Statue von Timur dem Lahmen. Unter seiner Herrschaft wurde Samarkand Hauptstadt seines Reiches und galt als schönste und bedeutendste Stadt der Welt. In seinen Feldzügen durch Asien und Europa gelang es Timur ein Reich aufzubauen, das vom Ganges bis zum Mittelmeer reichte. Er gilt als geistiger Nachkommen Dschingis-Khans, wegen seinen kriegerischen Leistungen und sein Machtstreben! (1356 - 1405)
Gur-e Amir Mausoleum des Mongolenherrscher Timur
Bei jeder Sehenswürdigkeit muss Eintritt bezahlt werden. Plus noch extra zahlen, wenn man fotografieren will.
„Nein, nein, wir fotografieren nicht, wir waren schon in Buchara und haben so viele Madresen und Mausoleen von innen gesehen,“ Es sind meistens standfeste Frauen an der Kasse, welche uns misstrauisch anschauen. Sobald sie uns nicht mehr sehen beginnen wir zu fotografieren:) Ich zahle gerne mehr Eintritt als die Einheimischen, auch wenn es 200 % ist, aber nicht noch extra für Fotos.
Der Rigestan mit den drei Madresen
Die Gräberstadt Schah-e Sende, eine ganze Strasse von Grabbauten mitten in einem noch heute benutzten Friedhof
Grab Daniels, des Propheten aus der Löwengrube
Ich werde einige Tage in dieser schönen Stadt bleiben. Mein Visa für Tadjikistan beginnt erst am 1.7. Dummerweise habe ich in der Schweiz nur ein drei Wochen Visum beantragt. Entweder in Tashkent oder in Dushanbe werde ich versuchen eine Verlängerung zu bekommen. Momentan ist es noch schwierig abzuschätzen ob die Grenzen zu Kirgistan offen sein werden. Natürlich würde ich sehr gerne den Pamir Highway fahren, welcher in Osh endet. Sollte aber die Grenze geschlossen sein, oder voller Asylsuchenden, welche schlimmes erlebt haben und noch erleben, (das ist auch die Meinung von allen Touristen, welche den gleichen Weg machen wollen) werde ich wieder umkehren und brauche deshalb die Verlängerung meines Visas. Auch möchte ich wandern gehen, Ich habe bis jetzt viele Städte besucht, wunderschöne Gebäude gesehen und auf einmal habe ich das Bedürfniss nach mehr Natur.
Ich werde zu der Geburtstagsparty vom Sohn des B&B Besitzers auf der Dachterrasse eingeladen. Riesige Vorbereitungen werden schon am Nachmittag getroffen. Ein Flachbildschirm TV wird nach oben transportiert um ja nicht den Match Italien gegen ?!?!? zu verpassen. Die ganze Familie mit Onkels und Tanten trifft ein. Der Tisch ist voll beladen mit Esswaren und Getränken.
Jeder der eintrifft, bekommt ein Platz zugewiesen und beginnt sofort zu essen. Die Frauen auf der rechten Seite und die Männer links mit Blick auf den Flachbildschirm! Es werden immer mehr Esswaren von unten heraufgebracht. Wodka, Bier und Wein werden herumgereicht. Njet Wodka, njet Wein nur etwas Bier für mich. Ich bin schon satt, da wird noch gefülltes Gemüse serviert. Ich will ja nicht unhöflich sein, also esse ich weiter. Zudem bläst eine kühle Brise auf dem Dach und seit langem friere ich ein wenig und geniesse dieses Gefühl. Auf meinem Teller bildet sich eine weisse Schicht erstarrten Fetts über die Essensresten. Ich bin mir noch nicht ganz sicher ob ich diese Nacht nicht eine Leberkrise machen werde!!!! Hier wird unheimlich viel Fett gegessen! Jedes männliche Familienmitglied hält eine Ansprache, ich werde auch gebeten und gebe mein Bestes. Es wird geklatscht, geprostet und alle sind zufrieden, bis Italien den Match verliert und es eine grosse Diskussion gibt. Ich nutze diese Gelegenheit und verabschiede mich.
Was man alles aus Maulbeerbaumpapier machen kann. Ideen für Projektsuchende:)
auch das ist Samakand
Ich flaniere in der Stadt herum und entdecke immer wieder neue Orte und Plätze. Im alten Bezirk ist es schwieriger die Orientierung zu behalten. Ich verlaufe mich, mache Umwege, finde wieder Fotomotive und treffe viele freundliche Menschen.
Zufällig finde ich ein Restaurant in einem kleinen Innenhof und sie servieren sogar Capuccino. Seit längerem trinke ich manchmal Nescafé. Ob ihr es glaubt oder nicht, dieser Capuccino war richtig mit aufgeschäumter Milch und Kakaomuster oben drauf.
An einem Nachmittag bin ich bei Anna zum Melonen essen eingeladen. Dort treffe ich Holger und Thomas, zwei junge Deutsche, welche mit dem Fahrrad, unabhängig von einander, unterwegs sind. Beide wollen auch den Pamir Highway fahren und wenn möglich über Kirgistan nach China. Mit dem Fahrrad besteht die Möglichkeit ein Stück mit dem Zug oder Flugzeug zu machen, wenn es der Fahrradstolz das zulässt. Das kann ich natürlich nicht.
Anna will in den Tajikischen Bergen herumtrekken und für einige Monate in Dushanbe eine Sprachschule besuchen.
Wir sind fast sicher, dass wir uns wieder irgendwo unterwegs treffen werden.
Am Abend höre und sehe ich, 4 abenteuerlich wirkende, schwere Deutsche mit ebenso schweren Motorrädern, ins B&B nebenan, einfahren. Sie sind über und über mit Staub bedeckt und sehen erledigt aus. Am nächsten morgen höre ich, dass sie fünf Wochen unterwegs sind. Oft 1000 Kilometer, bis zu 18 Stunden, pro Tag fahren (nicht in allen Länder möglich) und am morgen früh schon wieder weggefahren sind. Am Abend wurden 2 Flaschen Wodka und einige Biere gekippt! Solche Geschichten machen sehr schnell die Runde unter den Reisenden. Verschiedene Menschen, verschiedene Reisearten!
Seit dem 2. Tag hier in Samarkand habe ich beschlossen nur noch im aller- allerhöchsten Notfall ein Taxi zu nehmen (ich merke, dass ich diesen Beschluss immer wieder aufs neue mache!?!) Wieder wurde ich 2 Mal übers Ohr gehauen, ich sollte es ja wissen! Jedes Mal ist es das Gleiche:
Eine neuen Stadt, man kennt sich nicht aus, kann die Distanzen nicht abschätzen, eine neue Währung, eine neue Sprache und das sehen die Taxifahrer sofort und schon sitzt man in der Taxifalle!
Was will ich sagen wenn mir der Taxifahrer auf meine Frage hin antwortet: 4000.- Sum (ca. 2 $) und bei meinem Versuch herunter zu handeln mit treuherzigem Blick aufs ehrenwörtlichste versichert, dass dies der Preis sei, ich zahle um im Nachhinein zu erfahre, dass 1500.- längst genügt hätten! Ab jetzt ist Laufen und Bus fahren angesagt. Pro Fahrt 400.- Sum
Von anderen Reisenden erfährt man auch allerhand Geschichten. Im Nachhinein kann man meistens darüber lachen. Viele wertvolle Tipps über Reiserouten, B&B's, Reisebüros, Guides etc.
Wohin man unbedingt gehen soll und wo man mehr aufpassen muss. Es entwickeln sich immer interessante und wissenswerte Gespräche.
Zusammenfassend möchte ich sagen, dass ich wirklich glücklich bin diese Reise zu machen, auch wenn ich manchmal etwas Heimweh nach meiner Familie habe. Ich möchte keinen Tag missen und bin froh, dass ich jeden Morgen den Mut und die Freude aufs Neue verspüre meinen Traum fortzusetzen.
Bazar Urgut
Mit dem Taxi fahren wir, Therese mit ihrer Tochter Aurore, Bruno und ich nach Urgut. Es sind drei Franzosen und mir gefällt es wieder einmal französisch zu reden.
Anscheinend soll am Sonntag in Urgut ein grosser Markt sein.
Hier einige Eindrücke dieses Bazars:
Tashkent 28.6
Die Fahrt von Samarkand nach Tashkent ist mal auf schlechter, mal auf neuer Strasse. Zu Beginn eine wüstenartige Gegend, natürlich wieder heiß und um Tashkent eine fruchtbare Gegend mit viel Landwirtschaft. Bäume am Strassenrand und zwischen den beiden Fahrbahnen kilometerlange hohe, verschiedenfarbige Malven.
Tashkent ist flächenmässig eine grosse Stadt mit breiten Alleen und viel Grün.
Ich suche das B&B Alisher. Frage verschiedene Taxifahrer, niemand kennt es. Aufeinmal hält mir ein junger Mann sein Natel an mein Ohr. Eine Frauenstimme fragt mich auf Deutsch, ob sie mir behilflich sein kann, da ihr Freund gesehen hat, dass ich etwas suche. Mit ihrer Hilfe und dem Taxichauffeur finde ich schlussendlich das B&B.
Ali, der Besitzer hat schon einige Wodka intus, gibt mir ein Zimmer obwohl sein B&B eigentlich geschlossen wäre, warum habe ich nicht herausgefunden. Drei nette Frauen, Angestellte, nehmen mich sofort unter ihrer Obhut und am Abend gehen wir zusammen essen in ein Restaurant/Disco.
Zum Essen wird Wodka und Bier getrunken. Ich mehr Bier und sie mehr Wodka. Erstaunlich wie viel sie trinken mögen!!! Nach dem Essen wird wegen der Rechnung gestritten, ich halte mich da raus, da ich mehr als genug daran bezahlt habe. Nach einer halben Stunde liegen sich wieder alle in die Armen, alles ist vergessen und es wird weiter getrunken und getanzt.
Am Morgen verspüre ich ein leichtes Kopfweh!
Bei der Tajikischen Botschaft herrscht ein Andrang vor dem Gittertor. Ich stelle mich auch davor, werde aber immer wieder fort gestossen oder -gedrückt. In der prallen Sonne zu stehen, vor dem Gitter wartend damit man endlich an der Reihe, kenne ich nur vom Fernseher, aber jetzt merke ich, wenn auch nur für kurze Zeit, was es bedeutet, vor einer Botschaft zu warten.
Ich muss zugeben, dass ich versucht bin den Polizist mit einigen Dollars zu schmieren.
Nein, ich habe es nicht gemacht!!!! Aber ich mache den Polizisten einige Male darauf aufmerksam, dass ich kein Visum brauche, sondern meines nur verlängern will. Und plötzlich führt er mich zu einem Büro mit zwei Frauen, welche Ausländer mit Visa Fragen helfen. Ich erkläre mein Fall, aber beide meinen, dass ich ein neues Visum brauche und meines nicht verlängern kann. Nur schon der Gedanke mich wieder in dieses Gedränge mischen zu müssen, hält mich davon ab. So werde ich mit einem 3 Wochen Visum nach Tajikistan fahren.
Den Rest des Tages besuche ich Museen und esse auf dem Fernsehturm. Ich setze mich an einen Tisch mit Sicht auf den Aqua Park, bestelle mein Essen, schaue wieder zum Fenster raus und habe eine andere Aussicht!!! Erst jetzt bemerke ich, dass sich das ganze Restaurant dreht. Eine Umdrehung in einer Stunde.
Museum für dekorative Kunst
Verschiedenes in Tashkent